Spektralmathematik (Kunstform)

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Lesedauer: 3 Minuten

Einleitung

Spektralmathematik ist in meinem Sinne eine Kunstform. Sie kombiniert insbesondere dabei Grundsätze der Mathematik (speziell: Geometrie) und der Optik (Licht).

Mathematik einerseits ist logische Wahrheit. Unumstrittene Schlussfolgerungen nach logischen Gesetzen wiewohl aus vielleicht strittigen Grundannahmen oder Axiomen.

Geometrie ist indessen Teil der Mathematik. Raum bekommt durch Geometrie darüber hinaus Struktur. Struktur und Form. Es ist nicht nur etwas, sondern „derartiges“. Nicht mehr nur ein „quid“ (was) sondern ein „quam“ (wie).

Licht andererseits ist Energie. Lichtteilchen, Photonen haben des weiteren keine Ruhemasse. Licht entsteht und existiert nur in Bewegung, in Veränderung. Die Hauptquellen für Licht im Universum sind dabei Sterne. Sonnen also, die durch Fusion verbrennen bis sie schließlich mit einem Teil ihrer Umgebung selbst untergehen. Licht gibt zudem Energie für Leben. Es ist bunt und darüber hinaus hat es eine (Wellen-)Struktur.

Licht und Mathematik sind doch wichtige Grundbestandteile der menschlichen Welt:

  • Mathematik, speziell Geometrie, macht die Welt begreifbar. Die logische Betrachtung des „wie“ wird möglich.
  • Licht wiederum ermöglicht ein „Aussehen“ und damit die Beschreibung, wie etwas optisch „ist“.

„Der Ball ist rund und hat außerdem Streifen (Geometrie). Er ist rot und die Streifen sind dabei grün.“

Meine Kunstform der „Spektralmathematik“ drückt indes Dinge, Gefühle, Zustände, Situationen, Leben und Denken in Geometrie und grundlegenden Farben aus. Sowohl in der Geometrie, als auch in den Farben verbirgt sich Logik und Schönheit gleichermaßen. Sie beschreibt meine Sicht auf die Welt in emotionaler wie rationaler Form, optisch und logisch zugleich. Die logische Form einerseits und die schöne, gefühlvolle Farbe andererseits.

Form und Geometrie

Punkte, Geraden, Rechtecke, Linien, Kreise, … – das sind richtigerweise nur Gedankenkonstrukte. Sie vermessen den Raum mit ihren logischen Konstruktionen.

Das Rechteck z.B. als zwei Paralellenpaare, die sich im rechten Winkel schneiden. Oder der Kreis wiederum als Punktmenge im genau gleichen Abstand zum Mittelpunkt.

Diese Gedankenkonstrukte gibt es hingegen im wahren Universum, in der Realität nicht. Nicht in Reinform, sondern immer nur angenähert oder in ähnlicher Form. Aber mit Computerkunst kann man sie leicht nachahmen. Der Betrachter assoziiert aber die geometrische Form mit der visuellen Darstellung.

Geometrische Formen: Teil der Spektralmathematik
Geometrie

Licht und Farbe

Das Licht besteht übrigens aus Photonen, Lichtteilchen. Diese Photonen sind genauer gesagt Quanten, werden beschrieben durch Wellenfunktionen. Ihre Energie ist

E = h * c / lambda

wobei c die Vakuumlichtgeschwindikeit, lambda die Wellenlänge und h das Plancksche Wirkungsquantum ist. Die entsprechenden Wellenlängen bestimmen die Farbe des Lichts blaues Licht hat kurze Wellenlängen und viel Energie, rotes hingegen lange und weniger Energie. Das sichtbare Licht geht von infrarot bis ultraviolett, also von 1 mm (= 1000 nm) bis hin zu 100 nm.

RGB-Farben (aus Rot, Grün und Blau zusammengesetztes Farben am Computer) lassen sich mitunter als geschlossener Farbkreis darstellen:

Farben: Teil der Spektralmathematik
Farbkreis

Weißes Licht ist keine Reinform, sondern zusammengesetztes Licht. Komplementärfarben liegen sich dabei im Farbkreis gegenüber und sind sogenannte Ergänzungsfarben. Sie löschen sich gegenseitig aus, wenn sie miteinander gemischt werden. Bei sogenannten Körperfarben entsteht indes ein neutrales Grauschwarz, bei Lichtfarben währenddessen ein weißes Licht.

Licht kann heller oder dunkler sein (Itensität), im Extremfall dann Weiß oder Schwarz.

Licht und Mathematik: Spektralmathematik

Geometrie kombiniert mit Licht in dieser wie oben beschriebenen, grundlegenden Form führt zu meinem Begriff der „Spektralmathematik“. Sie ist ein Spiel mit Formen und Farben, aber in einer sehr abstrakten und grundlegenden Form. Die Spekralmathematik nutzt als Stilmittel sowohl die Achsen, als auch die Punktsymmetrie. Dies nicht nur 2-fach sondern grundsätzlich n-fach. Sie spielt überdies mit Symmetrien und Asymmetrien, Perfektion und Fehlern. Unterstützt wird das Bild schließlich durch Farben und Gegenfarben. Oft sind es dabei schrille Farbkombinationen, die zum Nachdenken anregen.

Bedeutung der Spektralmathematik

Es gibt indes keine Perfektion in der Welt. Keinen Kreis und erst recht keinen rechten Winkel. Kein Richtig und kein Falsch. Die Welt ist nicht schwarz und weiß, auch nicht grau. Sie ist bunt.

Meine Bilder der „Spektralmathematik“ fordern heraus. Sie provozieren zu neuem Denken, weil ihre Struktur unruhig und ohne Einfachheit ist. Voller Widersprüche, Asymmetrien und Farben. So wie unsere Welt.

Doch die Bilder deuten eine einfache Struktur an. Als Mensch können wir uns unserer Welt durch einfache Strukturen und Modelle annähern. Erreichen wird ein Modell die Wirklichkeit nie. Wir müssen weiter Ausschau halten nach Neuem. Offen bleiben für Veränderung. Und letztlich bei jedem Erlebnis, jeder Beobachtung das Leben im Blick behalten. Jede einfache Antwort in Frage stellen. Fragezeichen in die Welt tragen.

Leben.

Alle Bilder von April und Mai 2021 hier und von Juni 2022 hier.

SH, 17.04.2021

Update SH, 9.5.2021

Update SH, 28.6.2022

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2 Antworten zu „Spektralmathematik (Kunstform)“

  1. Avatar von Erich Heeder - Stadtteilkünstler

    Ohne Licht keine Farben – ohne Farben kein Licht – und ein Ball ist nicht immer rund – so ist das nun mal. Trotz allem dies zu erklären – auf dieser Weise – ist doch schon mal etwas. Wer sich so viel mit Berechnungen von Räumen beschäftigt hat – wie ich – ist immer auf andere Wiederstände gestoßen – denn alles hat seine Grenzen – auch das Licht. Mann kann mathematisch nicht alles erklären – aber man kann vieles hinterfragen – ob das denn jemand erklären kann – ist eine andere Dimmension. In den Oberen Beispielen fällt eins auf – wo sind die Rauten und Dreiecke – denn die spielen im Handwerk immer eine große Rolle. Als Kind hat man viel mit ein Prißma gespielt – und so auch mit den heraus gespiegelten Farben – denn die haben sich mit der Zeit verändert ohne das Prisma zu drehen. Fragen über Fragen – die nicht immer beantwortet werden – weil man nicht alles beantworten kann – und das ist auch gut so. Denn der Mensch muß neugierig bleiben – auch wenn er nicht alles erfährt. In den 60ziger habe ich viel Professer Heinz Haber gesehen – da blieben immer viele Fragen offen – und diese offnen Fragen sind biß heute nicht beantwortet – und das ist auch gut so. Und noch etwas ist mir hier aufgefallen – es gibt keine Farbe Schwarz – und wenn das so ist – dann müßte es auch keine Farbe Schwarz geben – aber dies ist so nicht. Es ist alles ein Frage – wie so – weshalb – warum – wer nicht fragt bleibt dumm. Aber das hat da mit nicht das geringste zu tun – denn niemand kann alles erklären. Es fragt ja auch niemand einen Künstler – wie so er gerade diese Farbe ausgewählt hat ?? Die Antwort liegt auf der Hand – weil er keine andere Farbe hatte. In diesem Sinn – verbleibe ich der – der ich bin – der Erich Heeder – Stadadtteilkünstler

    1. Avatar von SH
      SH

      Lieber Erich Heeder,

      danke für Ihren Kommentar, den ich gerade erst gesehen habe.

      Es freut mich, dass ich diese, Ihre Gedanken zu Farben, Formen und Mathematik angestoßen oder vielleicht auch nur noch einmal hervor gekitzelt habe.

      Dass ich (noch) keine Dreiecke und Rauten verwende, hat bisher rein technische Gründe. Es ist das erste Mal, dass ich mich länger auf eine Technik (die ich hier als „Spektralmathematik“ bezeichne) konzentriere oder festlege. Ich werde sicher noch weiter damit experimentieren, und Ihre Anregung finde ich dabei überaus hilfreich. Danke! 🙂

      Fragen sind stets besser als Antworten. Gerade die Antworten, die man nicht (mehr) hinterfragen soll, müssen besonders in Frage gestellt werden.

      Schwarz und Weiß sind im optisch-theoretischen Sinn, also von der Physik her Sonderfälle. Schwarz ist das Fehlen von Licht oder vollständige Absorbtion. Weiß die Überlagerung von komplementären Farben zu gleichen Anteilen oder eben zufällig inkohärentes Licht, wie etwa das einer Glühbirne.

      Aus künstlerischer Sicht finde ich, sind Schwarz und Weiß auch „Farben“. Farben extremer Natur. Farben, die andere Farben betonen, bekräftigen oder schwächen können.

      Mit freundlichem, künstlerischem Gruß

      Sven

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