Der Fuchs begegnete einst einem Tiger. Der zeigte ihm die Zähne, streckte die Krallen hervor und wollte ihn fressen.
Der Fuchs sprach: „Mein Herr, Ihr müßt nicht denken, daß Ihr allein der Tiere König seid. Euer Mut kommt meinem noch nicht gleich. Wir wollen zusammen gehen, und Ihr wollet Euch hinter mir halten. Wenn die Menschen mich sehen und sich nicht fürchten, dann mögt Ihr mich fressen.“
Der Tiger wars zufrieden, und so führte ihn der Fuchs auf eine große Straße. Die Wanderer nun, wenn sie von fern den Tiger sahen, erschraken alle und liefen weg.
Da sprach der Fuchs: „Was nun? Ich ging voran; die Menschen sahen mich und sahen Euch noch nicht.“
Da zog der Tiger seinen Schwanz ein und lief weg.
Der Tiger hatte wohl bemerkt, daß die Menschen sich vor dem Fuchse fürchteten, doch hatte er nicht bemerkt, daß der Fuchs des Tigers Furchtbarkeit entlehnte.
chinesisches Volksmärchen (aus wiki commons )
Dieses Märchen ist außerdem verarbeitet in dem Kinderbuch „Der Grüffelo„, das zum Bestseller wurde. Inspiriert dadurch habe ich diesen sehr häßlichen „Grüffelo“ bzw. Fantasie-Tiger gemalt, der für große Angst steht. Das Märchen vom Fuchs und dem Tiger bzw. die Geschichte vom Grüffelo kann uns einen konstruktiven Umgang mit der Angst lehren.
eigenes Aquarellbild, SH 07.2020